Das Botschaftsgebäude

Hier finden Sie Informationen über die niederländische Botschaft in Berlin und die baulichen Besonderheiten des von Rem Koolhaas entworfenen Gebäudes.

Das Gebäude

Als Berlin 1990 wieder deutsche Hauptstadt geworden war und 1999 das Parlament, die Ministerien und die ausländischen Vertretungen von Bonn nach Berlin zogen, bezog die niederländische Botschaft zunächst die oberen Etagen des Internationalen Handelszentrums in der Friedrichstraße. Schon damals hatte die niederländische Regierung allerdings beschlossen, in Berlin ein neues Botschaftsgebäude bauen zu lassen, das für Deutschland in jeder Hinsicht ein Symbol für die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern sein sollte.

Man hatte sich ganz bewusst für einen Standort an der Spree in Berlin-Mitte, im alten Stadtzentrum, an der Ecke Klosterstraße/Rolandufer entschieden, mit Aussicht auf den historischen Binnenhafen, auf das rege Treiben an der Mühlendammschleuse und auf die einzige Gracht Berlins, die Friedrichsgracht. Sie wurde im 17. Jahrhundert von Ingenieuren aus Holland angelegt. Die einzigartige Lage am Wasser mit ihren typischen Lichteinflüssen und -spiegelungen gibt diesem Standort einen schon fast niederländischen Charakter.

Bei einer europäischen Ausschreibung fiel die Wahl auf den Entwurf des niederländischen Architekten Rem Koolhaas vom Architektenbüro
Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam. Dieser musste nicht nur die Vorgaben des Auftraggebers, des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten in Den Haag, sondern auch die strengen städtebaulichen Vorschriften der Stadt Berlin erfüllen.

Im März 2000 begannen dann die Bauarbeiten an der Klosterstraße 50, die sich aufgrund ihrer Komplexität über dreieinhalb Jahre hinzogen. Das Ergebnis ist ein transparentes Gebäude, eine Reflexion der offenen und modernen niederländischen Gesellschaft. Eröffnet wurde die Botschaft am 2. März 2004 von Ihrer Majestät Königin Beatrix, in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und der Außenminister beider Länder, Joschka Fischer und Bernard Bot.

Bauliche Besonderheiten

Die Berliner Bauvorschriften verlangten eine geschlossene Blockrandbebauung mit einer Höhe von maximal 27 Metern. Ein Teil des Gebäudes musste als Wohnfläche genutzt werden. Dem Auftrag-geber hatte dagegen ein offenes und autonomes Gebäude vorgeschwebt. Rem Koolhaas gelang es, die entgegengesetzten Anforderungen miteinander zu vereinen, indem er um einen frei stehenden Kubus mit einer Kantenlänge von 27 Metern ein L-förmiges Gebäude platzierte, in dem ein Teil der Installationstechnik und drei Dienstwohnungen untergebracht sind. Im obersten Bereich des Kubus befindet sich eine vierte Wohnung. Damit wird im Grunde ein geschlossener Blockrand mit einem Innenhof geschaffen.

Der frei stehende gläserne Kubus steht für die Souveränität und die Offenheit der Niederlande. Das Kernstück des Gebäudes bildet das so genannte Trajekt, eine Art Gang, der sich ähnlich einer Apfelschale durch das ganze Gebäude windet und auf dem Dach endet. Es verbindet die in Split-Level-Bauweise angeordneten Büro- und Repräsentationsräume miteinander. So erklären sich auch die 11 Etagen, die in dem mit nur 27 Metern vergleichsweise niedrigen Gebäude untergebracht sind.

Von außen kann man die Botschaftsmitarbeiter sehen, wenn sie durch das Gebäude gehen, und sie selbst haben auch Ausblick auf die Umgebung. Das Trajekt schafft so eine Verbindung zwischen der Botschaft und der Stadt. Vom Spreeufer aus verläuft über das Trajekt durch das Botschaftsgebäude hindurch eine Sichtachse zum Fernsehturm. Im Grundbuch ist festgelegt, dass diese Aussicht niemals verbaut werden darf. Die Skybox, der frei schwebende, dunkel abgesetzte Ausbau an der Westfront des Gebäudes mit einer fantastischen Aussicht auf die Spree, ist das Ess- und Besprechungszimmer des Botschafters.

Die vom Ministerium erworbenen Kunstobjekte im Gebäude stehen für die Niederlande und ihre Bewohner. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Kunst niederländischer Künstler. Lediglich die »Reigning Queens« von Andy Warhol, die Porträts von der ehemaligen Königin Beatrix im Foyer, bilden eine Ausnahme. Die Büromöbel wurden nach einem niederländischen Entwurf eigens für das Botschaftsgebäude entwickelt.
Konstruktionselemente und die Haustechnik sind in dicken Betonböden, hinter Schrankwänden und in Wänden verborgen.

Doppelwände sorgen für die Isolierung und die Wärmeableitung. Die Fußböden sind mit einem Heiz- und Kühlsystem versehen. Als Baumaterialien wurden Sichtbeton, Aluminium, Copaiba- und Zebranoholz, Gussböden und Travertin verwendet. Der Entwurf für das Botschaftsgebäude wurde mit dem Architekturpreis Berlin 2003 und mit dem European Union Prize for Contemporary Architecture/Mies van der Rohe Award 2005 ausgezeichnet.